In Deutschland arbeiten fünf Millionen Menschen dann, wenn alle anderen schlafen. Ohne die Arbeit in der Nacht würde unser gesellschaftlicher Alltag nicht funktionieren. Sie fällt dort an, wo Menschen in Not sind, man sich um andere kümmert, die Produktion nicht stillstehen darf, Sicherheit organisiert oder für alle der Start in den weiteren Tag vorbereitet wird – auch bei uns in Münster. Um mehr über diese wertvolle Arbeit zu erfahren, hat sich die Bundestagsabgeordnete Svenja Schulze im Altenzentrum der Caritas am Südpark einen Eindruck verschafft. Es geht darum, Rahmenbedingungen zu verbessern und Menschen in Nachtarbeit zu unterstützen. Die SPD in Nordrhein-Westfalen hatte den 23. März zum „Tag der Nachtarbeit“ ausgerufen.
Münster, 24. März 2023. Gemeinsam mit Ulrich Löser, Einrichtungsleitung, ging es während einer Nachtschicht zunächst darum, was Arbeitgeber:innen tun, um Nachtarbeit zu strukturieren. In einem Altenzentrum, genau wie in anderen pflegerischen Bereichen, muss ganz dynamisch auf jede Situation in der Nacht reagiert werden, weil häufig Unvorhergesehenes passiert. Das kann Mitarbeiter:innen einiges abverlangen. „Ich finde den Tag der Nachtarbeit ganz wichtig, um den gesellschaftlichen Wert von Nachtarbeit anzuerkennen. Hier im Altenzentrum ist zu jeder Nachtzeit jemand da, um auf die Bedürfnisse der Bewohner:innen zu reagieren und sie in ihren vulnerabelsten Momenten zu begleiten“, fasst Schulze zusammen.
Ein Mitarbeiter auf einer Wohnstation erzählte von seinen Erfahrungen: Nachtarbeit habe für ihn auch Vorteile, doch gerade wenn zusätzliche Belastungen, wie Corona-Infektionen oder Krankheitsausfälle im Team dazu kommen, merke auch er schnell die hohe Belastung. In dem Gespräch ging es auch darum, was der politische Auftrag ist, um Menschen in Nachtarbeit besser zu unterstützen. Geregeltere Pausenzeiten, eine bessere Bezahlung und auch eine verbesserte Digitalisierung wären der Anfang. „Nachtarbeit wird es immer geben. Nun geht es darum, Rahmenbedingungen zu verbessern und damit Menschen in Nachtarbeit zu unterstützen. Ganz zentral ist auch hierbei, dass wir mehr Fachkräfte anwerben müssen“, betont Schulze.
Generell stellt die Arbeit in der Nacht Arbeitnehmer:innen vor ganz spezielle Herausforderungen. Zum einen ist die Leistung bereits vollbracht, wenn alle anderen in der Bevölkerung mit ihrem Tag starten. Zum anderen bleibt nach der Nachtschicht am Tag wenig Zeit, um Schlaf nachzuholen, sich um die Familie zu kümmern oder das ganz normale Alltagsgeschäft unter einen Hut zu bekommen. Mangelnde Sichtbarkeit, fehlende Repräsentanz – so erhält die Nachtarbeit im gesellschaftlichen Miteinander nicht immer die Wertschätzung, die sie eigentlich verdient hätte.
Die SPD in Nordrhein-Westfalen hatte deshalb zum 23. März einen „Tag der Nachtarbeit“ ausgerufen und dafür Betriebe in ganz NRW besucht. Svenja Schulze hat gerne mitgemacht: „Uns geht es jetzt darum, diese wichtige Arbeit in der Nacht einmal selbst zu erfahren und den Kolleg:innen zuzuhören.“
Mehrere hunderttausend Menschen in Nordrhein-Westfalen arbeiten, wenn alle anderen schlafen. In der Nachtarbeit werden zentrale Aufgaben unserer Gesellschaft verrichtet. Sie fällt dort an, wo Menschen in Not sind, man sich um andere kümmert, die Produktion nicht stillstehen darf, Sicherheit organisiert oder für alle anderen der Start in den Tag vorbereitet wird.
Wir reden viel zu wenig über diese Arbeit und die Menschen, die sie verrichten. Das wollen wir ändern und schauen genauer hin: Hinter die Kulissen und in die Gesichter der Arbeit bei Nacht.