Wie landet ein Brief aus Bayern, Berlin oder den Bahamas eigentlich in deinem Briefkasten? Klar, am Ende steckt ein:e Zusteller:in in hinein.
Und vorher? Die Heinzelmännchen sind jedenfalls nicht dafür verantwortlich, sondern die fleißigen Beschäftigten der Postverteilzentren – zum Beispiel in Dortmund.
In meiner Nachtschicht von 03:30 Uhr bis 07:30 Uhr habe ich gar nicht alle arbeitenden Menschen kennenlernen dürfen, die für ein funktionierendes Postsystem sorgen. Was ich aber sagen kann: Jede Nacht kümmern sich mindestens 100 Beschäftigte gleichzeitig um das Vor- und Aussortieren der Sendungen. Geschätzt haben in „meiner“ Schicht zu 80 Prozent Frauen gearbeitet.
Denn das Verteilzentrum steht niemals still: Rund um die Uhr wird gearbeitet, auch am Wochenende. Und das ist „nur“ ein Ausschnitt. Das Verteilzentrum ist für den Postleitzahlbereich „44“ zuständig, also für Dortmund, Bochum, Lünen, Herne und Castrop-Rauxel.
Auch wenn ein Teil der Arbeit durch Maschinen erledigt wird, sind die Arbeiter:innen unersetzlich. Die Briefe werden nicht einfach nur aufs Band geworfen, sondern mit ganz viel Gespür geprüft und auch aussortiert. Denn manche Sendungsinhalte könnten die Maschine beschädigen, oder von ihr beschädigt werden. Auch mitten in der Nacht arbeiten die Beschäftigten mit hoher Konzentration, mit Ruhe und Routine.
Ich habe ein wirklich tolles Team kennengelernt. Die Nachtarbeitenden im Postverteilzentrum sieht niemand, sie verdienen aber unseren großen Respekt. Sie sind keine Heinzelmännchen, keine Maschinen – und nicht selbstverständlich.
Mehrere hunderttausend Menschen in Nordrhein-Westfalen arbeiten, wenn alle anderen schlafen. In der Nachtarbeit werden zentrale Aufgaben unserer Gesellschaft verrichtet. Sie fällt dort an, wo Menschen in Not sind, man sich um andere kümmert, die Produktion nicht stillstehen darf, Sicherheit organisiert oder für alle anderen der Start in den Tag vorbereitet wird.
Wir reden viel zu wenig über diese Arbeit und die Menschen, die sie verrichten. Das wollen wir ändern und schauen genauer hin: Hinter die Kulissen und in die Gesichter der Arbeit bei Nacht.